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Stufen des Schriftspracherwerbes
Um gezielt bei Problemen in der Rechtschreibung und beim Lesen fördern zu können, muss der Aufbau unserer Sprache beachtet werden. Zur korrekten Schreibung von Wörtern und Sätzen gelangt eine Person durch den Erwerb grundlegender Strategien. Dieser Schriftspracherwerb vollzieht sich in Stufen, die nacheinander durchlaufen werden und aufeinander aufbauen. Für den Erwerb der nächsten Ebene ist eine gewisse Fertigkeit in der vorangegangenen Ebene erforderlich. Diese Fertigkeiten werden als grundlegenden Strategien bezeichnet. Die Strategien heißen:
logographische Strategie
alphabetische Strategie
orthographische Strategie
morphematische Strategie
wortübergreifende Strategie
Auf der logographischen Stufe erfolgt das Schreiben ganzheitlich, das bedeutet, dass ein Kind beispielsweise das Wort ARAL schreiben kann, weil es sich das Wort als graphemisches Muster merkt. In diesem Stadium sind aber Konstruktionen neuer Wörter noch nicht möglich. Eine Zuordnung von Phonemen (Lauten) und Graphemen (Buchstaben) kann nicht erfolgen.
Die alphabetische Strategie umfasst die Fähigkeit, einfache, so genannte lautgetreue Wörter richtig zu schreiben. Lautgetreu bedeutet, dass das Wort durch das Abhören der Lautfolge zu schreiben ist. Die Grundstrategie dieser Stufe ist das Mitsprechen beim Schreiben, denn die eigene Artikulation steuert und kontrolliert den Schreibvorgang.
Bei der alphabetischen Strategie werden die Grapheme (die Buchstabenkombinationen) nacheinander decodiert. Bestimmte Folgen werden schon simultan erkannt. In diesem Stadium wird besonders viel Wert auf die korrekte Aussprache gelegt, da die Aussprache zum Verschriften notwendig ist.
Die orthographische Strategie umfasst die Schreibweise durch kognitive Zusätze. Das bedeutet, dass Wörter, die zu dieser Stufe gerechnet werden können, mit Reflexion geschrieben werden können (so genannte Nachdenkwörter). Auf dieser Ebene können Rechtschreibbesonderheiten wie zum Beispiel Merkelemente oder Regelelemente gesichert werden. Die Schüler müssen sich auf dieser Ebene die von der Lautung abweichenden Wortstellen merken oder eine bekannte Regel für die Schreibung nutzen. Auf der orthographischen Stufe werden Silbenübergänge erkannt und das Decodieren wird automatisiert.
Die morphematische Strategie umfasst die richtige Lösung des Transfers vieler verwandter Rechtschreibfallen. Da unsere Wörter aus so genannten Morphemen (Vorsilben, Stämme, Endungen), d.h. aus Wortbausteinen, bestehen, kann hier das Gedächtnis durch die Konstruktion nach dem Morphemkonstanzprinzip entlastet werden. Die Schüler werden dabei aufgefordert, die Wörter nach verwandten Wortstämmen zu gliedern und damit die Schreibung von diesen abzuleiten.
Bei der morphematischen Strategie werden bestimmte Buchstabenverbindungen und Wortteile automatisiert gelesen. Da Silben oder Morpheme und nicht mehr einzelne Buchstaben verarbeitet werden, verringert sich der kognitive Aufwand deutlich
Am Ende des entwicklungspsychologischen Modells des Rechtschreiblernens liegt die wortübergreifende Strategie, bei der Wortart und Satzart beachtet werden und die Zeichensetzung gelernt wird. Auf dieser Stufe entstehen größere Einheiten. Bei der Strategie des sinnentnehmenden Lesens treten die Sinnentnahme und die Klanggestaltung eines Textes in den Vordergrund der Betrachtung.
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